Ich habe gerade eine Nachricht bekommen, die mich sehr erschüttert hat. Ich kann es ehrlich kaum glauben...
Meine Mutter kam gerade zu mir und teilte mir mit, dass der Vater einer Freundin von mir gestorben sei. Es lief mir sofort eiskalt den Rücken herunter und gleichzeitig hatte ich ein warmes schweres Drücken in der Magengegend. Das ist einfach nur heftig...
Es geht dabei um eine Freundin, mit der ich seit meinem Umzug leider nur noch selten Kontakt habe.
Wir beide haben uns in der Grundschule in der 2. Klasse kennen gelernt. Sie kam damals zu mir in die Klasse und wir sind sehr schnell, sehr gute Freunde geworden.
Sie lebte damals zusammen mit ihrem Vater, da ihre Mutter bereits verstorben war, als sie 2 1/2 Jahre alt war.
Wir beide haben viele Jahre zusammen verbracht, gingen später auch auf die selbe Oberschule und auch dort in einer Klasse. Wir beide haben wirklich viel Mist zusammen erlebt. Von meinen ganzen späteren Freunden war sie die Einzige, die meinen Vater kennen gelernt hatte, da er ebenfalls starb.
Wir waren wie Pech und Schwefel, haben damals schon als "Kinder" viel über den Tod geredet, da sie mir damals durch diese schwere Zeit half.
Sie lebte also allein mit ihrem Vater, ich dann mit meiner Mutter.
Als wir zwei in die Pubertät kamen und meine Freundin begann sich etwas gegen ihren Vater aufzulehnen, war ich die Böse und er betrachtete mich als "schlechten Umgang" für seine Tochter.
Er versuchte uns den Kontakt zu verbieten, wir durften nicht mehr beieinander übernachten, was wir vorher fast jedes Wochenende gemacht haben. Trotzdem trafen wir uns weiter und sie sagte ihm auch, dass er dagegen nichts tun könne.
Das Verhältnis von mir und ihm wurde natürlich auch nicht mehr besser. Er fühlte sich scheinbar von mir bedroht, ich habe oft nicht verstanden, wieso er seine Tochter so einsperren wollte. Wenn man heute drüber nachdenkt, eigentlich verständlich, da er seine Frau verloren hatte und seine Tochter alles für ihn war.
Eines Tages geschah dann, das für mich unfassbare und meine Freundin erzählte mir weinend, dass ihr Vater im Krankenhaus liegt. Er hatte am morgen irgendeinen Anfall bekommen, als er morgens vor der Arbeit (er war Polizist) auf dem Balkon stand, eine Tasse Kaffee trank und eine Zigarette rauchte. Er soll einfach umgefallen sein und ehe seine damalige Partnerin ihn gefunden hatte und der Krankenwagen ankam, war es bereits geschehen. Sein Hirn wurde zu lange unterversorgt, bekam keinen Sauerstoff.
Er lag wochenlang kaum ansprechbar im Krankenhaus und man ging von einem Wachkoma aus. Später erzählte mir meine Freundin, dass dies wohl doch nicht stimmte. Ich weiß also bis heute nicht wirklich, was da los war.
Das Ende vom Lied war, dass er im Rollstuhl saß, geistig ins Kindesalter zurück gefallen war und seine Tochter umher gereicht wurde, da ja irgendwer für sie sorgen musste.
Als sie ihn damals im Pflegeheim besuchte, bat ich sie, ihren Vater ganz lieb von mir zu grüßen. Am nächsten Tag erzählte sie mir, dass sie die Grüße überbracht hatte und der sich tierisch gefreut hat. Warum auch immer, aber mein Name hat scheinbar etwas bei ihm ausgelöst und er freute und bedankte sich.
Meine Freundin lebt seit einigen Jahren bei der Cousine ihres Vaters, da sie von den Großeltern weg wollte, da ihr Opa sie schlug. Zu ihrer anderen Oma durfte sie nicht, weil diese angeblich nicht für sie hätte sorgen können.
Also besuchte sie ihren Vater viele Jahre und lebte ihr eigenes Leben weiter. Heute dann die Nachricht, dass ihr Vater plötzlich verstorben sei... Sie ist nun mit 22 Jahren Vollwaise...
Ich bin wirklich schockiert, auch wenn er und ich leider nicht mehr so gut mit einander zurecht gekommen sind. Er war äußerlich oft anders, obwohl es innerlich sicher immer nur lieb gemeint war.
Als ich eben von seinem Tod erfuhr, schossen mir sofort alte Erinnerungen durch den Kopf.
Wie ich bei ihr übernachtet habe und wir selbst gemachte Pizza gegessen haben. Wie wir ihren Kindergeburtstag bei ihr verbracht haben, wie wir gemeinsam im Wald spazieren waren, die Fotos die sie mir von ihm zeigte, wie er im Pflegeheim in seinem Rollstuhl sitzt und lacht. Ja... Mir hallt sogar seine Stimme im Kopf und wie sie klang, als er ihren Namen rief...
Ich weiß (teilweise), wie meine Freundin sich gerade fühlt und ich wünschte ich könnte ihr helfen.
Ich habe ihr geschrieben und warte nun auf eine Antwort. Vielleicht kann ich ihr etwas Trost spenden.
Das wollte ich nur mal erzählt haben.
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